Männerkreis der Ev. Kirchengemeinde Moers
Zeit: Jeden 2. Dienstag im Monat
Ort: Begegnungsstätte Schwanenring 5, 47441 Moers
Dem Gesprächskreis für Männer gehen die Themen nicht aus. Es geht um allerlei Fragen des Glaubens und Lebens. Den Rahmen bilden ein geistlicher Impuls zum Anfang und ein Abendsegen zum Schluss. Manchmal geht es auch noch auf einen „Absacker“ irgendwo hin.
Die Teilnehmer sind im Ruhestand oder berufstätig. Sie bringen auch ihre Themen in den Kreis ein. Hin und wieder laden wir Gastreferenten und –referentinnen ein. Über den Emailverteiler werden nicht nur die Einladungen verschickt, sondern so erfahren auch diejenigen, die an einem Abend nicht teilnehmen konnten, welche Fragen und Themen diskutiert wurden. Neue Teilnehmer sind immer willkommen.
Wichtig ist die vertrauensvolle Atmosphäre, in der man offen seine Meinung sagen kann. Gute Sachinformationen zu den vereinbarten Themen sind wichtig.
Themen waren u.a. bisher: KI und Religion; Bildung für nachhaltige Entwicklung, die Theologin Dorothee Sölle, Naturwissenschaft und Schöpfung, „Die fetten Jahre sind vorbei“; : Pfingsten; Was macht einen guten Pädagogen aus?;Erwartungen von Gemeindegliedern und Gesellschaft an ihre Kirche
Auf dem Plan stehen folgende Themen
12. November: Das Täuferreich zu Münster 1534 - 1535, Sie wollten den Himmel auf Erden und schufen eine Hölle.
Archiv 2024
08. Oktober 2024 - Sünde- was soll das sein? Vortrag und Gespräch im Männerkreis mit Okko Herlyn
Bevor man alte Zöpfe abschneidet, lohnt sich erst einmal die Entflechtung. Brauchen wir das Wort „Sünde“ noch? Keiner hat schöne Erinnerungen an dieses Wort. Nicht selten hielten die Hirten der Kirche damit ihre Schäfchen klein und gaben ihnen ein Gefühl der Minderwertigkeit. Das kann doch nichts mit Jesus zu tun haben.
Okko Herlyn, Pastor und Theologieprofessor half uns zu einem tieferen Verständnis, indem er die biblischen Belege und die Bedeutung für heute erläuterte. Mit dem Wort Sünde verschwindet die Sache ja nicht. Die Trennung von Gott und seinem guten Gebot und die damit verbundene Verlorenheit des Menschen werden damit zum Ausdruck gebracht. Das Böse wird nicht bagatellisiert, auch nicht vertuscht oder verdrängt, auch nicht durch Vergebung. Ein Leben ohne Sünde gibt es nicht, denn wir leben alle auf Kosten von Leben. Vergebung bedeutet, dass es eine Zukunft trotz Schuld geben soll und wird. Gott geht auf den Menschen zu. Unsere ständige Aufgabe ist es, der Sünde zu widerstehen und Böses zum Guten zu wenden.
Eine lebhafte Diskussion schloss sich an den Vortrag an. Im Zusammenhang mit der Vorbereitung des Gottesdienstes des Männerkreises im September war die Frage nach dem Begriff Sünde aufgebrochen. Es hat sich gelohnt, ihr nachzugehen. Die Männer hatten dazu den Kreis für diesen Abend für alle Interessentinnen und Interessenten geöffnet. Viele sind gekommen.
In Herlyns Buch über das Glaubensbekenntnis „Das Glaubensbekenntnis – Verstehen, was wir bekennen“, Neukirchen 2021, kann man mehr dazu nachlesen.
Hans Fricke-Hein
9. Juli 2024 - Demokratie fördern - wie machen wir das?
Demokratie ist anstrengend. Darüber sind sich alle einig, denn es bedeutet, sich zu informieren, andere Meinungen zu hören, Kompromisse auszuhandeln und es auszuhalten, wenn es nicht nach den eigenen Wünschen geht. Im Männerkreis ist das Gespräch aber nicht anstrengend, denn es ist interessant und bringt einen selbst weiter, wenn man die Meinung der anderen hört. Grundlage des Gesprächs sind Artikel aus der Zeit, aus der ev. Zeitschrift "zeitzeichen" und vor allem das Wissen, das sich bei den Gesprächsteilnehmern im Laufe der Zeit angesammelt hat.
Warum sind die populistisch daherkommenden Parteien auf einmal so attraktiv, und das nicht nur in Deutschland? Viele fühlen sich von der "der Politik" nicht mehr wahrgenommen. Die zunehmende Komplexität von politisch zu lösenden Aufgaben lässt sich häufig auch nicht einfach erklären. Krisenphänomene, wie die Kriege, die Klimaveränderungen und die Fluchtbewegungen machen Angst.
Populisten erwecken den Eindruck, sie würden dafür sorgen, dass alles wieder wird wie es vorher war. Hat es nicht auch mit psychischen Problemen und konsequenter Realitätsverweigerung Einzelnerzu tun? Gefährlich sind ihre Methoden, alle demokratischen Mittel zu nutzen, um die Demokratie und die unverzichtbare Gewaltenteilung zu unterminieren und zu zerstören. So muss man sich fragen, wie sinnvoll es ist, öffentliche Debatten mit ihnen zu führen, weil diese nur dazu genutzt werden, sich entweder als Opfer zu stilisieren oder die Debatte als Plattform für Falschinformationen zu nutzen.
Angesichts der großen Probleme kann es ein "weiter so" aber nicht geben. Demokratische Regierungen werden ihren Bürgerinnen und Bürgern erklären müssen, warum es sich lohnt, sich auf die notwendigen Veränderungen einzulassen. In einem Artikel wird darauf verwiesen, dass gutes Regieren und eine gute öffentliche Verwaltung die besten Argumente für eine funktionierende Demokratie sind. Und eine Demokratie braucht Demokraten, Menschen, die sich einbringen.
Der Wunsch nach praktischen Schritten, die wir tun können, um die Demokratie zu fördern, ist groß.
Damit kommen wir wieder zu Eingangsthese Demokratie ist anstrengend. Sich einzusetzen für den Klimaschutz, wie es uns bei letzten Treffen von den Omas und Opas for future dargestellt wurde, ist ein Möglichkeit. Bernd Giese berichtet von einem Netzwerk Demokratie in Neukirchen-Vluyn, das aus den unterschiedlichsten Menschen mit ähnlichem Anliegen besteht. Eine andere Möglichkeit ist die, sich mit den Thesen der Populisten und ihren Parteiprogrammen auseinanderzusetzen und sie genau mit dem zu vergleichen, wofür wir als Christinnen und Christen einstehen wollen, und die Diskussion darüber nicht zu scheuen. Hierzu hat die Diakonie Mitteldeutschland eine plaktische Handreichung herausgegeben.
https://www.diakonie-mitteldeutschland.de/cgi-bin/vm/vio.matrix?kd=6993867656035bc&el=70968139
Demokratie ist anstrengend, aber noch anstrengender ist es, ohne demokratische Freiheit zu leben.
Von Peter Sokoll erhielt ich folgenden interessanten Hinweis den ich sehr gerne weitergebe:
"Im Nachgang zur gestrigen Diskussion möchte die Gruppe noch auf eine Buchbesprechung in der TAZ aufmerksam machen:
https://taz.de/Superbuch-von-Nassehi/!vn6022091/
Hier wird noch mal die Komplexität der notwendigen Veränderungen und mögliche Veränderungsansätze, die weniger im Großen als im Kleinen zu finden sind, deutlich. Das ist sehr charmant, wie ich finde. Auch wird auf das Buch „Demokratie und Revolution“ gegenüberstellend Bezug genommen."
Herzliche Grüße und bis zum Wiedersehen
euer Hans Fricke-Hein
11. Juni 2024 - „omas (und opas) for future" / Referent: Eckard Selbach-Fabry
Es war ein besonderer Männerabend. Eckard Selbach-Fabry hatte Josef Langenberg von der Regionalgruppe Moers mitgebracht. Diese Gruppe trifft sich übrigens auch immer in der Begegnungsstätte Schwanenring, und zwar
am 4. Dienstag im Monat. (https://www.begegnungsstaette-schwanenring.de/angebote/omas-for-future/)
Die Großelterngeneration handelt „aus Liebe zum Leben“. Nachdem Eckard Selbach-Fabry die omas (und opas) for future vorgestellt hatte, wurden Gruppen für das Zukunftsquiz gebildet. Es durfte geschätzt werden, wieviel Bäume es in welcher Zeit braucht, um den Flug einer Person zu den Kanaren zu kompensieren oder wieviel Wasser für die Produktion eines bunten T-Shirts gebraucht werden. Es wurde nicht nur gestaunt, sondern es schlossen sich immer wieder auch Gespräche über das jeweilige Thema und die damit verbundene Umweltproblematik an. Es war ein lebendiger Abend, nicht in moralinsaurer Atmosphäre, sondern mit vielen Impulsen für den eigenen Beitrag zur Klimaverbesserung. Wir können die Welt nicht retten, aber unseren Beitrag dazu leisten, dass sie zu einem besseren Ort für nachfolgende Generationen wird.
Herzliche Grüße und bis zum Wiedersehen
euer Hans Fricke-Hein
14. Mai 2024 - Führung durch das Museum „Altes Landratsamt“ / Gastreferentin: Diana Finkele, Leiterin Eigenbetriebsähnliche Einrichtungen Bildung, Stadt Moers
Es war ein sehr interessanter Abend. Der Besucher wird in die Geschichte "hineingezogen". Zu Beginn erhält man eine Karte, mit der man sich an Monitoren verschiedenen Amtspersonen aus der Zeit von 1933 bis 1945 vorstellt. Man kann sich schon denken, dass man sehr unterschiedlich behandelt wird, je nachdem, ob man Jude, Sozialdemokrat oder Mitglied der NSDAP oder gar der Landrat höchstpersönlich ist. Diana Finkele stellte zudem die Geschichte sehr lebendig anhand der Exponate dar.
Außerdem informierte sie ausführlich über die Entstehung des Museums in seiner heutigen Gestalt und Ausstattung. Unser Mitglied Hans-Helmut Eickschen hat dafür gesorgt, dass endlich an die zahlreichen jüdischen Bürgerinnen und Bürger, die ja inmitten der Moerser Stadtgesellschaft lebten und trotzdem verschleppt und ermordet wurden, in diesem Museum erinnert wird. Ein Besuch lohnt sich, auch wenn man ohne Führung durchgeht. Einen Besuch unter der Leitung von Diana Finkele kann das freilich nicht ersetzen. Oben gibt es übrigens eine Ausstellung über Hanns.-Dieter Hüsch.
Herzliche Grüße und bis zum Wiedersehen
Hans Fricke-Hein
9. April 2024 - „Bahnverkehr in Frankfurt/Main und Nürnberg” / Referent: Sven Kranen
Der öffentliche Personennahverkehr liegt unserem Mitglied Sven Kranen sehr am Herzen. So berichtete er von den Entwicklungen in Nürnberg und in Frankfurt. In den Zeiten, als der gesellschaftliche Wohlstand noch nicht das heutige Maß hatte, waren Bus, Bahn, U-Bahn, Straßenbahn und Zug für viele die einzige Möglichkeit, sich zügig von einem Ort zum anderen zu bewegen. Ein Vorteil des Individualverkehrs ist es nun mal, dass man sich nicht mehr nach festen Zeiten richten muss. (Auch ein Zeichen für den Überfluss, von dem im letzten Männerkreis die Rede war. Dafür verbringt man jetzt mehr Zeit im Stau.
Sehr interessant war ein Filmbericht über die Entwicklung des Verkehrs in Moers. Mitglieder, die in Moers aufgewachsen sind, wurden an längst vergessene Verkehrsmittel, Haltestellen, Wendepunkte für Straßenbahnen und Oberleitungsbusse erinnert und konnten eigene Erlebnisse beisteuern. Ein interessanter Ausflug in die Vergangenheit.
12. März 2024 - „Befreiung vom Überfluss“-zum Buch von Niko Paech / Referent: Bernd Giese
„Treffen sich zwei Planeten. Sagt der eine: „Du siehst aber schlecht aus!“ Antwortet andere: „Kein Wunder! Ich habe homo Sapiens.“ „Mach dir keine Sorgen. Das geht vorüber!“ (Wanderwitz. Ursprung unbekannt). Es hat schon etwas Kränkendes, als „vorübergehende Art“ bezeichnet zu werden. Niko Paech macht schonungslos deutlich, wie wir auf Kosten der Zukunft leben bis kein Leben auf der Erde mehr möglich ist.
Männerkreismitglied Bernd Giese fasst die Aussagen des Buches zusammen. Kernthese. Man geht davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt immer steigen muss. Wachstum muss sein. Aber das geht zu Lasten von Mensch und Umwelt. Der Wohlstand müsse begrenzt werden. Wir verbrauchen viel mehr, als wir selbst produzieren. Dabei geht es nicht nur um die finanziellen Schulden, die wir den nachkommenden Generationen aufbürden. Unser Wohlstand beruht auch auf dem, was Menschen, nicht nur in anderen Erdteilen, für uns leisten und dem immensen Energieverbrauch von immer mehr Maschinen. Hinzu kommt eine räumliche Entgrenzung. Das Flugzeug ist beispielsweise für den Urlaub zum selbstverständlichen Mittel der Wahl geworden. Ebenso selsbtverständlich ist der Gütertransport über weite Wege und viele Grenzen. Manche hoffen auf ein grünes Wachstum. Aber Innovationen haben nicht dazu geführt, dass man bei gleichbleibendem Lebensstandard weniger verbraucht. Stattdessen hat man den Konsum gesteigert.
Der Konsum hat den Menschen aber nicht glücklicher gemacht. Im Gegenteil steigen die Verlustängste. Eine Störung im immer weniger durchschaubaren System (Pandemie, Lieferketten, Klima) kann tiefgreifende Auswirkungen auf das Leben haben. Darum kann der Abschied von der Überflussgesellschaft auch eine „Befreiung“ sein. Das wäre der „Weg in die Postwachstumsökonomie“ (Untertitel).
Wie schwer der Ausstieg aus der so beschriebenen Konsumgesellschaft ist, macht die anschließende, sehr lebhafte Diskussion deutlich. Wir haben uns an die Mobilität gewöhnt. Wir haben Wohnungen, die durch familiäre Veränderungen nicht mehr so intensiv genutzt werden. Wir haben uns an ein gewisses (hohes) Maß an Energieverbrauch gewöhnt. Wichtig ist es, nicht zu resignieren, sondern die kleinen Schritte zu gehen.
Natürlich taucht die Frage auf: Wie lebt eigentlich Niko Paech? Bernd Giese wusste zu berichten, dass er auf sehr kleinem Fuße lebt, also auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie schon einige Schritte weiter ist. Allerdings sind seine Thesen so unbequem, dass er in seiner wissenschaftlichen Karriere immer wieder vor verschlossenen Türen steht.
Der Männerkreis beschließt, am Thema dranzubleiben. Etwa am 11. Juni mit einem Gespräch über das Programm von „omas (und opas) for future. Referent ist Eckard Selbach-Fabry.
Februar 2024 - Die Geschichte und Bedeutung von Autobahnkirchen / Gastreferent: Pfr.i.R. Dr. Jürgen Thiesbonenkamp
Autobahnkirchen – Tankstellen für die Seele
Es gibt sie tatsächlich: Kirchen, in die mehr Männer als Frauen gehen. Es sind die Autobahnkirchen. Die Besucher bleiben nicht lange. Maximal 10 Minuten sind die Regel, so eine Studie. Pfr. i.R. Dr. Jürgen Thiesbonenkamp hielt einen sehr informativen und lebendigen Vortrag über die Entstehung, Verbreitung, Architektur und Rolle der Autobahnkirchen in Deutschland. Lebendig, weil sie viel mit seinem Leben zu tun haben. Seit 1974 fuhr er immer wieder große LKWs und schließlich kam der für die Arbeit im Raum der Kirchen besser nutzbare Busführerschein hinzu.
Autobahnkirchen gibt es seit 1958. Es können auch „normale“ Kirchen als Autobahnkirche gewidmet werden, wenn sie bestimmte Regeln erfüllen: ca. 1km von der Autobahn entfernt, Parkplatz vor Ort, barrierefrei, geöffnet etc.. Getragen werden sie von den Kirchen. Für die Netzwerkarbeit und Öffentlichkeitsarbeit stehen, ganz passend, die Versicherungen im Raum der Kirchen gerade. Passend, denn: „Unterwegssein ist Gefährdung“.
Autobahnkirchen sind auch ein Beitrag zur Verkehrssicherheit, denn Studien sagen, dass man alle zwei Stunden eine kurze Pause einlegen sollte. Außerdem kann die Seele gut in der Autobahnkirche Rast machen. Das belegen die ausliegenden Bücher für Fürbitten und Anliegen der Reisenden. Sie schreiben sich darin ihre Sorgen von der Seele.
Mit vielen Bildern nahm Jürgen Thiesbonenkamp die Männer mit auf einen Streifzug durch verschiedene Kirchen:, die erste an der A8 Stuttgart – München (Adelsried), dann eine umgestaltete Tankstelle aus den 30er Jahren an der A2 Richtung Dortmund, Rastplatz Rhynern- Nord oder ganz in unserer Nähe an der A57 in Richtung Köln am Rastplatz Geismühle oder in ganz aufregender Architektur an der A45 Ausfahrt Wilnsdorf bei Siegen.
Man hätte noch stundenlang zusehen und zuhören können.
Eins ist sicher: Bei der nächsten Gelegenheit werden die Männer wahrscheinlich so einem Schild folgen und Rast für die Seele machen.
Euer Hans Fricke-Hein